Ex-Staatsbahnen verlieren im Schienengüterverkehr

Der soeben veröffentlichte 11. Marktbericht der Independent Regulators‘ Group-Rail (IRG-Rail) bietet einen umfassenden Überblick über die Entwicklungen sowie die wirtschaftlichen (Rahmen-)Bedingungen im europäischen Eisenbahnsektor. Er ermöglicht die kontinuierliche Beobachtung des europäischen Eisenbahnmarktes und liefert zudem Hinweise auf dessen Wettbewerbsfähigkeit.

2021 wurden im europäischen Schienengüterverkehr rund 466 Mrd. Nettotonnenkilometer erbracht. Gegenüber 2019 bedeutet das eine Steigerung von rund einem Prozent, im Vergleich zu 2020 sogar zusätzliche acht Prozent. Das ist überwiegend auf den internationalen Güterverkehr zurückzuführen, der im europäischen Durchschnitt wieder Zuwächse verzeichnen konnte.

Unverändert hielt Deutschland mit 139,3 Mrd. Nettotonnenkilometern den größten Anteil am Gesamtvolumen, gefolgt von Polen mit 56 Mrd. und Frankreich mit 35,7 Mrd. Nettotonnenkilometern. Hinter Italien (27,3 Mrd.) hat Österreich mit 23,5 Mrd. Nettotonnenkilometern Schweden (23,4 Mrd.) verdrängt und damit europaweit betrachtet den fünften Platz eingenommen. Die drei erstgenannten Länder waren 2021 in Summe für die Hälfte der gesamten europäischen Schienengüterverkehrsleistung verantwortlich.

Die Gesamtbetrachtung von Europas Schienengüterverkehr zeigt den kontinuierlichen Marktanteilsverlust der jeweiligen heimischen Incumbents, das heißt der (ehemaligen) Staatsbahnunternehmen. Sie erbrachten mit 49 Prozent erstmalig weniger als die Hälfte der gesamteuropäischen Verkehrsleistung. Während die Gruppe der ausländischen Incumbents seit Jahren stabile Anteile verzeichnet (etwa 15 Prozent), wachsen die Anteile der Gruppe der Privatgüterbahnen stetig an und lagen 2021 bei 36 Prozent.

Zwar ist der Trend in Österreich im Wesentlichen gleich, allerdings hielt der heimische Incumbent, Rail Cargo Austria, trotz leichten Verlusten immer noch einen überdurchschnittlich hohen Marktanteil von 63 Prozent aller Nettotonnenkilometer. Die Privatgüterbahnen kamen 2021 in Österreich auf 29 Prozent, die ausländischen Incumbents auf acht Prozent.

Allgemein ist die Liberalisierung des europäischen Schienengüterverkehrsmarktes in manchen Ländern bereits sehr weit fortgeschritten, während in anderen Ländern de facto immer noch Monopolstellungen der Incumbents vorherrschen. Neben den steigenden Marktanteilen der Privatgüterbahnen lässt sich das auch an der stetig steigenden Anzahl der im Güterverkehr aktiven Eisenbahnunternehmen ablesen.

www.irg-rail.eu; www.schienencontrol.gv.at

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