Forscher planen Europäische Großforschungsinitiative zu synthetischen Kraftstoffen

Das Europäische Forschungsprojekt „Sunrise“ zur Solarenergie für eine Kreislaufwirtschaft wurde als eine von sechs „Coordination & Support Actions“ (CSA) im „Horizont 2020“-Programm ausgewählt. Mit der Förderung von einer Million Euro und der Laufzeit von einem Jahr ab Frühjahr 2019 schafft dies eine Grundlage für ein Europäisches Großforschungsprojekt. Die Vision des „Sunrise“-Projektes ist ein radikaler und ambitionierter wissenschaftlich-technischer Ansatz für die Umwandlung und Speicherung von Solarenergie zur Bereitstellung einer nachhaltigen Alternative zur fossilen, energieaufwändigen Produktion von Brennstoffen und Basischemikalien.

Dies steht im Einklang mit der kürzlich von der Europäischen Kommission verabschiedeten Vision für ein klimaneutrales Europa bis 2050. „Sunrise“ bringt Akteure aus der Wissenschaft, Industrie, Politik und Gesellschaft zusammen, darunter NGOs und Weltkonzerne in den Bereichen Energie, Chemie sowie dem Automobilsektor. Dabei soll eine wissenschaftlich-technologische Roadmap für eine Großforschungsinitiative im Bereich Energie, Umwelt und Klimawandel entwickelt werden.

Im Rahmen der „FETFLAG-01-2018“-Ausschreibung wurden im November 2018 sechs CSA-Projekte aus den folgenden drei Forschungsbereichen ausgewählt: Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und die vernetzte Gesellschaft, Gesundheit und Lebenswissenschaften sowie Energie, Umwelt und Klimawandel. Diese Maßnahmen sollen Europäische Großforschungsinitiativen vorbereiten, die – bei erfolgreicher Evaluierung – im nächsten Europäischen Forschungs- und Innovationsrahmenprogramm, „Horizont Europa“ (ab 2021 als Nachfolge von „Horizont 2020“) gefördert werden. Ziel der ausgewählten Anträge soll es sein, eine Grundlage zu schaffen für langfristige und groß angelegte visionäre, wissenschaftsgetriebene Forschungsprojekte, die Europas größte Herausforderungen angehen und wissenschaftliche Fortschritte in konkrete Innovationschancen, Wachstum und Arbeitsplätze umwandeln.

„Sunrise“, als Teil des Forschungsbereichs Energie, Umwelt und Klimawandel, bringt Akteure aus Wissenschaft, Industrie, Politik und Gesellschaft zusammen, um eine langfristige strategische Forschungs-Roadmap und eine fundierte Vision für ein zukünftiges Großforschungsprojekt vorzubereiten. Das Ziel von „Sunrise“ ist die Bereitstellung einer Alternative zur fossilen, energieaufwändigen Produktion von Brennstoffen und Chemikalien basierend auf Solarenergie und allgemein verfügbaren Rohmaterialien (CO2, H2O, N2). Das Hauptziel dieses Ansatzes ist ein nachhaltiger CO2-Kreislauf, der zu einer Reduktion der CO2-Konzentration in der Atmosphäre sowie einer Stabilisierung dieser Konzentration auf einem klimaverträglichen Niveau führt. Des Weiteren sollen sowohl Flächen- als auch Ressourcennutzung nachhaltig werden, um so eine Kreislaufwirtschaft umzusetzen.

„Das Ziel von ‚Sunrise‘ ist es, die Art und Weise zu verändern, auf die Brennstoffe produziert werden. Außerdem sollen Chemikalien und vieles mehr sehr effizient direkt aus ausreichend vorhandener Solarenergie und atmosphärischen Gasen für eine Kreislaufwirtschaft zur Verfügung gestellt werden. In absehbarer Zukunft werden „Sunrise“-Technologien klimaneutrale Industrien in smarten, lebenswerten Städten antreiben, die bisher unvorstellbar sind. Wir werden jahreszeitliche Energiespeicher für eine Zero-Waste-Gesellschaft zur Verfügung stellen und gleichzeitig CO2-Emissionen reduzieren,“ so Prof. Huub de Groot, Koordinator von „Sunrise“.

„Sunrise“ wird von Prof. Huub de Groot von der Universität Leiden (Niederlande) koordiniert und bringt ein multidisziplinäres Konsortium von 20 Partnern aus 13 Europäischen Ländern zusammen. Das „Sunrise“-Konsortium umfasst sieben Universitäten (Universität Leiden, Universität Uppsala, Imperial College London, Universität Turku, Universität Warschau, Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens, Universität Leuven), acht Forschungseinrichtungen (Frankreichs Kommissariat für Atomenergie und alternative Energien (CEA), Italiens Nationaler Forschungsrat (CNR), Schweizer Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa), IMDEA Energy Institute, Fraunhofer-Gesellschaft, Forschungszentrum Jülich GmbH, J. Heyrovský Institute of Physical Chemistry, Institute of Chemical Research of Catalonia), zwei Europäische Gesellschaften (European Energy Research Alliance (EERA), Energy Materials Industrial Research Initiative (EMIRI)) und drei Unternehmen (Siemens AG, Johnson Matthey, ENGIE).

Am 15. November 2018 fand eine vom Konsortium organisierte „Sunrise“-Tagung statt, auf der sich rund 90 Mitglieder der „Sunrise“-Community in Brüssel trafen. Fruchtbare Diskussionen über die Projekt-Vision, -Mission und -Strategie wurden von Projektpartnern und Unterstützern geführt. Dies war der erste Schritt zum Aufbau eines starken und aktiv wachsenden „Sunrise“-Ökosystems, welches wesentlich ist für die Erfüllung der ambitionierten Ziele eines zukünftigen langfristigen Forschungsprojektes. Zurzeit zählt die „Sunrise“-Initiative bereits auf die Unterstützung von mehr als 150 Institutionen weltweit, darunter wissenschaftliche Institute, Industrieunternehmen, strategische Netzwerke, Fördermittelgeber, Ministerien und NGOs.

Zum Ende der CSA wird die „Sunrise“-Community einen Entwurf für die Umsetzung einer „Sunrise“-Großinitiative veröffentlichen, mit einer Beschreibung der kurz- bis langfristigen Ziele, der benötigten Ressourcen und der Kriterien für offene, inklusive und multidisziplinäre Anstrengungen nach den Prinzipien der verantwortungsvollen Forschung und Innovation (RRI).

Quelle: Universität Leiden, Bild: ©Ivan / Fotolia

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