Hintergrundinformationen Pick-by-Voice

Sprachkommandos machen Logistikabläufe genauer, sicherer und effizienter 

Der Fortschritt computergestützter Spracherkennung ist mittlerweile auch in Produktions- und Lagerhallen angekommen. Immer mehr logistische Prozesse nutzen das gesprochene Wort als Schnittstelle zwischen Mitarbeiter und Backendsystem. Insbesondere in der Kommissionierung hat die verbale Mensch-Maschine-Kommunikation klare Vorteile im Vergleich zu jeder Art von  Papierbelegen. In vielen Fällen stellt die Technologie eine ideale Ergänzung zu Barcodes oder digitalen Pick-Listen dar. Durch Pick-by-Voice werden Fehler beim Kommissionieren um 70 bis 80 Prozent reduziert. Im Gegenzug steigt die Pickrate und damit auch die Produktivität – je nach Ausgangssituation und Zielstellung um 15 bis 35 Prozent.

Zurzeit sind sprachgesteuerte Logistikanwendungen überwiegend im Umfeld der Kommissionierung im Einsatz. Dass Pick-by-Voice gerade in diesem Logistikbereich so großen Anklang findet, hängt eng mit dem wachsenden Wettbewerbsdruck zusammen. Denn neben Geschwindigkeit und Kostensenkung verlangt der Markt vor allem eines: höchste Lieferpräzision. Entlang zunehmend integrierter Supply Chains werden Zulieferungen immer öfter ‚just in sequence’ oder ‚just in time’ benötigt. Kommissionierfehler im Auslieferungslager brächten beim Kunden komplex verzahnte Abläufe ins Stocken – mit Folgeschäden, die durch spätere Nachlieferung eben nicht so einfach wie früher wieder gut zu machen sind. Hinzu kommt, dass Fehlkommissionierungen unverträglich sind mit den wachsenden Compliance-Anforderungen in vielen Branchen, etwa in Bezug auf Produkthaftung oder lückenlose Chargenrückverfolgbarkeit.

Blick und Hände bleiben frei

In vielen Firmen ist die Absenkung der Fehlerquote daher das Hauptmotiv für die Einführung von Pick-by-Voice. Weitere Ziele sind steigende Effizienz durch unterbrechungsfreie Kommissionierabläufe und damit auch unmittelbare Kosteneffekte. Ungeachtet der kaum überschaubaren Vielfalt unternehmensindividueller Kommissionierstrategien dominiert im manuell bedienten Lager nach wie vor das Mann-zur-Ware-Prinzip: Der Mitarbeiter bewegt sich dabei per pedes oder Flurfahrzeug von Regalplatz zu Regalplatz und befüllt sukzessive den zum jeweiligen Auftrag gehörenden Behälter.

Im Pick-by-Voice-Szenario trägt er dabei seinen Sprach-Computer am Gürtel und ein daran angeschlossenes Headset auf dem Kopf. Das zentrale Lagerverwaltungssystem gibt ihm die Position der zu kommissionierenden Ware in natürlicher Sprache über Kopfhörer durch. Am Regal befindet sich eine Prüfziffer, die der Mitarbeiter an das System per Sprache übermittelt. Dadurch wird der korrekte Pick-Platz mit der entsprechenden Ware verifiziert. Schließlich nennt das System die Stückzahl und Artikelnummer der aktuellen Auftragsposition. Sobald die Entnahme erfolgt ist, quittiert der Mitarbeiter den Pickvorgang und spricht zu diesem Zweck die entnommene Menge in sein Headset-Mikrofon. Das System antwortet darauf entweder mit der Regalplatznummer für die
nächste Position – oder der Auftrag ist erledigt, und ein neuer kann gestartet werden.

Kein Tippen, kein Scannen, kein Abhaken von Listen unterbricht den kontinuierlichen Arbeitsprozess. Blick und Hände bleiben frei für die eigentliche Kommissioniertätigkeit, der die ungeteilte Aufmerksamkeit des Mitarbeiters gehört. Als natürliche Fähigkeiten des Menschen ziehen Hören und  Sprechen deutlich weniger Konzentration von einer parallel ausgeführten Handlung ab, als etwas das Hantieren mit Papierlisten. Durch die hohe Konzentration auf den Pickprozess, werden Fehlbuchungen erheblich gemindert.

Zudem sinkt das Unfallrisiko, weil der Lagerarbeiter sich voll auf den Prozess konzentrieren und die Waren mit beiden Händen bewegen kann. So leistet Pick-by-Voice auch einen Beitrag zu erhöhter Arbeitssicherheit im Lager.

Pick-by-Voice in der Praxis

Von solchen Überlegungen ließ sich beispielsweise auch der in Remscheid ansässige Elektrozubehör- und Werkzeughersteller wolfcraft leiten, als er Mitte 2005 Papierlisten aus seinem Auslieferungslager Kempenich verbannte. An ihre Stelle trat eine Pick-by-Voice-Lösung von Psion Teklogix: Rund 30 Mitarbeiter kommissionieren mit mobilen Handheld-Computern von Vocollect jährlich weit über 100.000 Aufträge mit insgesamt etwa 3,5 Millionen Bestellpositionen. Zwar hätte wolfcraft die Echtzeittransparenz der Lieferdaten im R/3-System auch mit anderen beleglosen Verfahren erzielen können – nicht aber die drastische Reduktion der Fehlerquote um 35 Prozent. 

Die Produktivität der bei wolfcraft praktizierten Parallelkommissionierung verschiedener Kundenaufträge stieg um 14 Prozent. Ebenfalls per Sprachkommando kommissionieren rund 10 Mitarbeiter beim Morbacher Lebensmittel-Vollsortimenter Josef Mettler. Hier sind die mobilen Endgeräte Bestandteil einer integrierten Gemeinschaftslösung von SmartLogics und Psion Teklogix, wobei sämtliche Abläufe über einen zentralen „Kommissionierleitstand“ automatisiert werden. Anders als früher werden Aufträge nun gebündelt. Das spart Zeit durch Wegeoptimierung und reduziert somit die Kosten. Auch bei Mettler ist die Warenrücklaufquote signifikant gesunken. 

Ein drittes Beispiel für den Einsatz von Pick-by-Voice liefert die auf Montage- und Befestigungsartikel spezialisierte Würth. Gruppe mit Hauptsitz in Künzelsau. Dort soll eine Sprachlösung im Hochregallager zunächst die Ein- und Auslagerung von Europaletten beschleunigen. Ziel der Adolf Würth GmbH & Co. KG ist es, genügend Know-how anzusammeln, um dann auch an anderen europäischen Standorten Logistikprozesse per Sprachsteuerung zu straffen. Als Brücke zwischen den mobilen Terminals und dem zentralen SAP-System dient bei Würth die Integrationssoftware TekSpeech von Psion Teklogix.

Technische Erfolgsfaktoren

Selbstverständlich ist der Erfolg von Pick-by-Voice an verschiedene Bedingungen geknüpft: Beispielsweise dürfen Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen die Funktionsfähigkeit sprachfähiger Mobil-Terminals im Lager nicht beeinträchtigen. Die Mikrofontechnik muss in der Lage
sein, störende Nebengeräusche herauszufiltern. Was das Spracherkennungsverfahren betrifft, empfiehlt sich eine sprecherabhängige Methode. Das hierfür erforderliche „Training“ der Sprachsoftware dauert selten länger als eine halbe Stunde, da Lageranwendungen mit vergleichsweise wenigen aufgabenrelevanten Wörtern auskommen. Der große Vorteil individueller Sprachprofile liegt darin, dass die Erkennung unabhängig von Akzent und Dialekt oder sonstigen sprachlichen Eigenheiten zuverlässig funktioniert – auch wenn Zahlenkolonnen ohne Pause gesprochen werden oder verschiedene Wörter ähnlich klingen.

Wichtig sind zudem ausreichend Speicher- und Rechenleistung der Mobilgeräte. Denn je mehr Verarbeitungsschritte dezentral ablaufen, desto geringer ist die Belastung der drahtlosen Infrastruktur. Hierbei geht es vor allem um stabile Performance – die Grundvoraussetzung unterbrechungsfreier Kommissionierprozesse. Mit Blick auf die Integrationskosten kommt es auf Standardisierung an, etwa auf die Normenfamilie IEEE 802.11x für die drahtlose Kommunikation. Aber auch programmierbare Softwareschnittstellen zur Anbindung anderer Geschäftsapplikationen helfen, die Einführung von Pick-by-Voice zu verkürzen und den Investitionsbedarf zu senken.

Fazit

Das Potenzial von Pick-by-Voice zur Steigerung von Qualität und Produktivität ist nicht auf Kommissionierung im engeren Sinne begrenzt. Auch in anderen Einsatzfeldern können sprachgestützte Lösungen logistische Prozesse verbessern. Zum Beispiel
beim Wareneingang, beim Nachräumen oder in der Qualitätskontrolle.

In w
elchem Umfang Pick-by-Voice messbar mehr Effizienz erbringt, hängt immer von der konkreten Zielstellung und der jeweiligen Ausgangssituation ab. Bei der Ablösung von Packlisten auf Papier ist der Wert am höchsten. Laut Anbieter Vocollect steigt die Produktivität auf bis zu 35 Prozent. Wird von beleglosen Datenfunklösungen auf Pick-by-Voice umgestellt, lassen sich immerhin bis zu 15 Prozent realisieren.

Workabout Pro Speech – das sprachfähige Multitalent

Psion Teklogix bietet mit einem eigenen Produkt – dem Workabout Pro Speech – und den Geräten von Vocollect –Talkman T2x und T5 – die derzeit umfangreichste Produktpalette an. Der Workabout Pro Speech ist ein multimodaler, multifunktionaler Handheld-Computer, der neben den „klassischen“ Scanner-Funktionen Imaging, RFID und Barcode eine Spracherkennungsfunktion von Vocollect in einem Gerät vereint. Er enthält ein gemeinsam entwickeltes, integriertes Sprachmodul (ISM) sowie einen von Vocollect für Hintergrundbericht: Pick by Voice seine Headset-SR-Serie entwickelten Konnektor und bietet damit beste Spracherkennungsqualität und -zuverlässigkeit.

Komplettiert wird das Sprachportfolio von Psion Teklogix durch TekSpeech – einer Integrationsplattform zur nahtlosen Anbindung unterschiedlicher Softwaresysteme. Da Investitionen, die zum Beispiel im vorhandenen Lagerverwaltungssystem stecken, nicht angetastet werden, verringert TekSpeech den Kapitalbedarf und beschleunigt zudem signifikant die Migration in Richtung sprachgesteuerter Prozesse.

Fink & Fuchs Public Relations AG
Stefanie Wegner
Tel.: 0611-74 131-66
E-Mail: stefanie.wegner@ffpr.de

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